Archiv für den Monat: November 2023

Zurück von der Studienfahrt 2023 ins Saarland

Die diesjährige Studienfahrt von über 20 Mitgliedern des Eigentümer- und Vermietervereins Bedburg und Umgebung mit der Karl-Arnold-Stiftung e. V. führte ins Saarland mit dem Thema: „Europa woher, wohin? Die europäische Großregion Saar/Lor/Lux“.

Per Bus ging es zunächst von Bedburg nach Trier. Unter der Überschrift „2000 Schritte-2000 Jahre“ erfolgte eine kommentierte Stadtführung. Highlight war natürlich die wechselhafte Geschichte der Porta Nigra, Stadttor aus dem Jahre 170 n. Chr., die zeitweise auch als Basis für die sog. Simeonskirche diente.

Sodann ging es nach Saarbrücken, dem Tagungsort und gleichzeitig der Landeshauptstadt des Saarlandes. Es folgte eine Führung durch die Saarbrücker Innenstadt u. a. mit einer Besichtigung der Basilika St. Johann, des Bereiches um die Schlosskirche sowie -als Besonderheit- einer Besichtigung der 14 Meter unter dem Saarbrücker Schlossplatz gelegenen Reste einer riesigen Burganlage aus dem Mittelalter. Beschrieben wurde weiter die interessante und gleichzeitig wechselhafte deutsch-französische Geschichte des Saarlandes. Erst seit dem 01.01.1957 ist das Saarland (erneut) in die Bundesrepublik Deutschland dank des Widerstandes der weiteren Alliierten eingegliedert. Frankreich hatte aus wirtschaftlichen Interessen (Steinkohlevorkommen) Interesse am Saarland. Per Bus ging es u. a. zu dem „Deutsch-Französischen Gärten“ verbunden mit der kürzesten Rundfahrt durch Frankreich: „Einmal durch den Kreisverkehr und wieder zurück“.

Der Nachmittag bestand aus einem sehr informativen Vortrag zu der Parlamentsarbeit im saarländischen Landtag (51 Mandatsträger ohne die Möglichkeit von Überhangmandaten) bei einem Bundesland mit weniger Einwohnern als Köln. Das Gespräch mit zwei Landtagsabgeordneten zu aktuellen Themen dürfte den Teilnehmern sicherlich in Erinnerung bleiben.

Ein weiteres Highlight am Folgetag war die kommentierte Führung durch das Robert Schuman Haus, vgl. Foto im Garten mit den Teilnehmern, als einer Reise nach Frankreich zu den Wurzeln Europas, wo bereits Konrad Adenauer zu Gast sein durfte. Das Haus befindet sich in seinem damaligen (möblierten und bescheidenen) Zustand mit einem sehr schönen (Nutz-) Garten, der zu einem kurzen Verweilen einlud. Robert Schuman war französischer Politiker und bereitete den Weg zur Schaffung der Montanunion. Er setzte sich für die Aussöhnung mit Deutschland sowie für die deutsch-französische Freundschaft ein.

Im (französischen) Metz wurde den Teilnehmern u. a. das Deutsche Tor als Zeichen dafür gezeigt, dass Metz Spielball der deutsch-französischen Geschichte war. Die Kathedrale durfte ebenfalls mit seinen Glasmalereien auf einer Fläche von etwa 6.500 m², u. a. von Chagall, nicht fehlen.

Weiter ging es zur Römischen Villa Borg. Ein Teil des ursprünglich einmal ca. 7,5 ha großen Areals konnte in der Form eines archäologischen Freilichtmuseums besichtigt werden (u. a. das sehr schöne Villenbad). Nicht fehlen durfte der prachtvolle Mosaikboden (160 m² mit über 3 Millionen Steinen) der Eingangshalle eines prunkvollen römischen Gutshofes in Perl-Nennig.  Bei der traumhaften Saarschleife trauten sich sogar einige Teilnehmer auf den Baumwipfelpfad in luftiger Höhe von 42 m, der eine noch tollere Aussicht ermöglichte. Ausklingen durfte der Tag in Saarburg mit seinem beeindruckenden Wasserfall mit einer Höhe von 16,50 m mitten in der Stadt.

Der vorletzte Tag begann mit einer Führung durch die Völklinger Hütte als das weltweit einzige vollständig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung und das erste Industriedenkmal dieser Epoche (UNESCO-Welterbe).

Die Fahrt klang in Schengen im Dreiländereck (Deutschland, Luxemburg und Frankreich) bei einer kommentierten Führung zum ersten Schengener Abkommen als Symbol der Reisefreiheit in Europa aus. Unter der Devise „EVV on tour“ (Eigentümer- und Vermieterverein) setzten die Teilnehmer ein Zeichen der Verbundenheit zu der Idee Europas, indem sie sich mit einem Schloss an der Skulptur „Ein Vorhängeschloss für Schengen“ verewigten.

Mit sehr vielen positiven Eindrücken fuhren die Teilnehmer am 6. Tag der Studienreise zur vollen Zufriedenheit mit konkreten Ideen für 2024 nach Bedburg zurück.

Reimund Gau, Eigentümer- und Vermieterverein Bedburg und Umgebung

Kommentar zum weiteren Umgang mit dem früheren Bedburger Rathaus

Um das hoch geschichtsträchtige, da aus der Barockzeit stammende und unter Denkmalschutz stehende frühere Bedburger Rathaus, welches zudem an zentraler Stelle am Marktplatz steht, sieht es nicht gut aus: „Die Bausubstanz ist so schlecht, dass unser gesamtes Budget für die Sanierungsplanung für Untersuchungen draufgegangen ist“, so Torsten Stamm von der Bedburger Stadtverwaltung. Derzeit lasse sich noch nicht klären, ob das Haus ein wirtschaftlicher Totalschaden sei. Rettungswege fehlten wie auch eine Barrierefreiheit. Man rechnet mit Kosten in Millionenhöhe. Immerhin konnte es zwischenzeitlich einigermaßen stabilisiert werden.

Hinzu komme die schwierige Finanzlage der Stadt. Es seien schon aus finanziellen Gründen Projekte aus dem Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept für die Innenstadt (Isek) abgespeckt, verschoben oder gestrichen worden.

Das Gebäude steht seit ca. 3 Jahren leer. Jeder Eigentümer weiß, dass dies nicht gut für ein Gebäude ist, auch wenn eine Diskussion wichtig und zeitintensiv ist. Und jeder Eigentümer, der ein altes Gebäude sanieren möchte, weiß um den bekannten Spruch: „Ein Hammerschlag, und die Freude beginnt“.

Bei allen Diskussionen wird auch und zu Recht die geschichtliche Bedeutung des Hauses betont, vgl. u. a. den Leserbrief in der Kölnischen Rundschau (wohl auch Stadt-Anzeiger) vom 10.10.2023 von Dr. Achim Jaeger aus Düren: Die Immobilie gehörte einst der jüdischen Kaufmannsfamilie Franken, bis die Nazis es ihr unter Zwang für einen Spottpreis abkauften, so heißt es weiter. 15.000 Mark zahlte die Stadt 1950 als Entschädigung an die Familie Franken. Deren Nachfahren leben in der israelischen Stadt Pardes Hanna-Karkur, mit der die Stadt Bedburg vor 3 Jahren eine Partnerschaft schloss. Das Silverberg-Gymnasium pflegt einen Schüleraustausch. Nicht berichtet wird, ob die Nachfahren der Familie Franken noch Kontakt zu Bedburg haben bzw. umgekehrt.

Über Jahrzehnte wurde das Haus als Verwaltungssitz genutzt. Es war Anlaufstelle für diverse behördliche Angelegenheiten. Jedem war das „historische Innenleben“ des Gebäudes mit seinem entsprechenden Charme bekannt. Es beherbergte u. a. auch das Standesamt. Auch dies dürfte vielen in Erinnerung sein. So auch mir während meines Verwaltungspraktikums am 09.09.1999, einer klassischen Schnapszahl für die, die sich „trauen“. Es herrschte folglich reger Betrieb und man tauschte gerne den Platz vom Schreibtisch mit dem (begehrten) am Fenster. In regelmäßigem Takt verließen frisch Verheiratete das Gebäude und ließen sich zelebrieren: Klassisch mit Sekt, Oldtimer und diversen Spielchen, die jeder kennt. Klasse, da atypisch, fand ich die „Biker“ in ihrer Biker-Kluft, die mit Dosenbier anstießen und auf einem aufgemotzten Trike (Motorrad) mit viel Lärm von dannen zogen. Eine schöne Erinnerung, die ich gerne (wiederholt) erzähle und teile. Dies aber nur am Rande.

Eine sachliche, offene, insbesondere auch ergebnisoffene Diskussion in alle Richtungen ist richtig und m. E. sogar unerlässlich, insbesondere auch die Frage einer evtl. (städtischen) Weiternutzungsmöglichkeit, sei es etwa für Vereine. Aber auch die Finanzierbarkeit mit allen Konsequenzen im Falle der Nichtfinanzierbarkeit darf nicht außen vorgelassen werden. Evtl. könnte auch ein Verkauf an einen interessierten Investor in Betracht kommen, der -unter Auflagen- das Gebäude saniert und einer Nachnutzung zuführt. Es steht schließlich (zu Recht) unter Denkmalschutz, was ggf. auch nützlich sein kann. Ggf. gibt es für ihn andere (staatliche/steuerliche) Förderungsmöglichkeiten. Die Verwaltung der Stadt Bedburg, die gewiss im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereits das Möglichste getan hat und auch weiterhin tun wird, ist hier an erster Stelle gefragt.

Als wir im letzten Jahr mit unserem Verein im Rahmen der Bildungsreise im Raum Magdeburg mit der Karl-Arnold-Stiftung unterwegs waren, stockte einem teilweise der Atem, mit welcher Selbstverständlichkeit gut 7-stellige Beträge je Haus (!) für die -ja- Wiederherstellung von vollkommen maroden und nach unserem Verständnis nur nach abrisswürdigen Häusern -woher auch immer- zur Verfügung standen. Im Vergleich hierzu hat das frühere Bedburger Rathaus noch „Neuwertcharakter“.

Reimund Gau, 1. Vorsitzender Eigentümer- und Vermieterverein Bedburg und Umgebung