Zurück von der Studienfahrt in Magdeburg/Sachsen-Anhalt

Nach 2 Jahren Zwangspause durch Corona sowie über 3 Jahren der Idee war es nunmehr wieder soweit: Über 20 Mitglieder des Eigentümer- und Vermietervereins Bedburg und Umgebung begaben sich auf eine weitere Studienfahrt mit der Karl-Arnold-Stiftung e. V. Diesmal lautete das Thema: Deutschland aktuell: Politik, Wirtschaft und Kultur in Sachsen-Anhalt. Tagungsleiterin war nunmehr zum 4. Mal Frau Adelheid Pupka, die bereits Tagungen i Brandenburg (2014), Sachsen (2015) und Usedom (2016) geleitet hatte. 

Per Bus ging es zunächst von Bedburg nach Hötensleben zum dortigen Grenzdenkmal. Besichtigt unter kommentierter Führung einer sehr engagierten Zeitzeugin wurde der heutige Denkmalbereich einer systematisch ausgebauten DDR-Grenzsperranlage unmittelbar vor Ortschaften, die direkt an der innerdeutschen Grenze lagen. Die Grenzanlage war im Originalzustand. Die Zeitzeugin schilderte u. a. sehr detailliert die Entwicklung des Grenzanlagenbaus sowie die perfide Funktionsweise.

Sodann ging es weiter nach Magdeburg zum Tagungsort. Der Folgetag begann mit einer Führung durch Magdeburg, einst Sitz des ersten deutsch-römischen Kaisers, Otto des Großen, und Wirkungsstätte des berühmten Erfinders Otto von Guericke. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Innenstadt fast vollständig zerstört. Bis heute sind Spuren sichtbar. Magdeburg freut sich über die geplante Ansiedelung einer Chip-Fabrik von Intel mit rund 10.000 geplanten Jobs auf einer Fläche von ca. 700 ha. Neben vielen (historischen) Gebäuden durfte die moderne Zitadelle von Magdeburg (Hundertwasser-Projekt) bestaunt werden.

Die Darstellung der Aufgabe, der Organe und der Arbeitsweise des Landtages von Sachsen-Anhalt durfte im Rahmen einer Führung genauso wenig fehlen wie ein sehr interessantes und aufschlussreiches Gespräch zu aktuellen politischen Fragen der Landespolitik mit der Vizepräsidentin des Landtages, Frau Anne-Marie Keding.

Weiter ging es nach Dessau als drittgrößter Stadt Sachsen-Anhalts und bekannt für die berühmte Bauhaus-Hochschule, die wie keine andere die Architektur und das Design des 20. Jahrhunderts beeinflusst hat. Fehlen durfte hierbei nicht ein Blick auf die schöne unberührte Elbe. Am Nachmittag spazierten die Teilnehmer durch das Gartenreich Dessau-Wörlitz, Weltkulturerbe der UNESCO. Leopold III. Friedrich Franz wollte hiermit das „Nützliche mit dem Schönen verbinden“, was ihm auf eindrucksvolle Weise gelang.

In Quedlinburg referierten die Welterbe-Koordinatorin sowie die Leitung der Stadtsanierung im Rahmen eines geführten Rundganges sehr anschaulich und praxisnah zu der Entwicklung seit der Aufnahme in die Welterbenliste und über die Konsequenzen und Maßnahmen der Stadt zur Erhaltung und Entwicklung der Welterbestätte.

Halberstadt ist eine von 5 ostdeutschen Modellstädten der Bundesregierung zur Stadterneuerung. Der Leiter des Fachbereiches Bauen und Ordnung berichtete u. a., dass man nach der schweren Zerstörung des Stadtzentrums im 2. Weltkrieg zu DDR-Zeiten teilweise bewusst Dachziegel der Fachwerksdächer entfernt habe, um einen Zerfall zu beschleunigen. Der Wende sei es schlussendlich zu verdanken, dass noch so viel Altsubstanz erhalten werden konnte, da ursprünglich stattdessen „Plattenbausiedlungen“ großräumig geplant gewesen seien. 

Sehr beeindruckt waren die Teilnehmer bei der kommentierten Führung durch Europas größtes Wasserstraßenkreuz in Magdeburg-Rothensee. Zu sehen waren neben den Schiffshebewerken Europas längste Trogbrücke (918 m). Sie führt den Mittellandkanal über die Elbe.

Zum Schluss folgte ein kommentierter Rundgang durch die Altstadt von Wernigerode mit seinen teils sehr aufwendig restaurierten Fachwerkshäusern. In der Kochstraße 43 befindet sich eins aus 1792: Es wurde ohne Giebelwände in eine 2,95 m breite Baulücke gebaut. Im Erdgeschoss des heutigen Museums ist eine Diele und eine Küche, im 1. Stock ein 9 m² großer Wohnraum und im Dachgeschoss ein Schlafraum. Bis zu 11 Personen sollen dort einmal gewohnt haben.

Nach 6 Tagen fuhren die Teilnehmer der Studienreise mit sehr viel Wissen und Eindrücken zur vollen Zufriedenheit wieder nach Kaster zurück.

Reimund Gau, 1. Vorsitzender Eigentümer- und Vermieterverein Bedburg und Umgebung